Wie ist es eigentlich mit zum
Beispiel dem Klimawandel? Geht es darum, die Welt im Prinzip so zu
lassen, wie sie ist, nur eben mit einer irgendwie durch ökologische
Maßnahmen gerettete Natur, oder braucht es völlig neue Gesellschaften
auf diesem Planeten, um ihn zu retten? Und wenn dem so sei: inwiefern
wären dann diese Gesellschaften »völlig neu«? Das führt freilich auch
zur Frage, was eigentlich »unsere« Gesellschaft als Gesellschaft
charakterisiert. Eine kritische Funktion zur Beantwortung solcher Fragen
erfüllten einmal die Utopien: als phantastische Gegenentwürfe zur
bestehenden Gesellschaft, auch als Kritik der herrschenden Verhältnisse.
Aber welche Verhältnisse herrschen eigentlich? Und was passiert, wenn
eine Gesellschaft scheinbar so liberal, offen und dynamisch ist, dass
sie alle utopischen Vorstellungen zu integrieren und zu realisieren
vermag? Leben wir nicht eigentlich in einer Welt, wo es ohne weiteres so
sein könnte, wie es sich früher die Leute in ihren Utopien ausgemalt
hatten? Brauchen wir also womöglich gar keine Utopien mehr? Und sind
die Sciencefiction-Erzählungen nicht ohnehin viel unterhaltsamer?
Schließlich aber auch die Gegenfrage: Braucht es für das kritische
Denken nicht auch Utopien?
Historisch und systematisch wollen wir uns mit Utopien und utopischem Denken im Seminar beschäftigen.
- Teacher: Roger Behrens